Montag, 18. August 2014

Barnsley House, Barnsley, Gloucestershire, UK

Die Garten-Designerin Rosemary Verey ist leider 2001 verstorben. Aber sie lebt durch ihre Gartenschöpfungen weiter. Insbesondere ihr eigener Garten in Barnsley in der Nähe von Cirencester, Gloucestershire um ihr ehemaliges Wohnhaus herum strahlt noch heute ihre Gestaltungskraft aus. Man erreicht das kleine Dorf Barnsley nach einer kurvenreichen Fahrt durch die hügelige Bauernlandschaft von Gloucestershire und fährt gleich nach dem Ortseingang auf der linken Seite durch ein steinernes Tor. Sofort sieht man ein englisches Landhaus aus dem 17. Jahrhundert, das nach einer kurzen Auffahrt erreicht wird. Geschickt hat Rosemary und ihr Ehemann David eine zweigliedrige Natursteinmauer vor das Haus gesetzt und so den Rasen davor terrassiert. Dadurch erscheint das zierliche Haus imposanter und breiter auf dem schmalen Grundstück, das es fast ganz in der Breite einnimmt.  





Rosemary Verey


 

Rückseite von Barnsley House
Der Fahrweg geht seitlich an dieser Mauer vorbei und führt direkt vor das Haus. Hier ist zunächst nichts vom eigentlichen Garten zu sehen. Erst wenn man seitlich nach links um das Haus geht, eröffnet sich ein erster parkähnlicher Teil mit einem ca. 50 Jahre jungen, aber bereits turmhohen Sequoiadendron giganteum und einem ebenfalls riesigen Metasequoia glyptostroboides. Geschickt wird hier ein ungleichmäßiger Grundriss des Rasens kombiniert mit einer umherlaufenden Bepflanzung mit Bäumen und Büschen. So weit so gut und auch herkömmlich. Jedoch fällt nach näherem Betrachten auf, dass der Rasen leicht gewölbt angelegt wurde und so ein Spannungsbogen im Gelände eingeführt wird. In einem hinteren Eck des Gartenraumes steht, unter Bäumen leicht versteckt, ein wunderschöner neugotischer Gartenpavillon als Blickpunkt und vor dem Haus und der Terrasse liegt überraschend ein Knotengarten mit vier großen, figürlich geschnittenen, goldgelb blättrigen Stechpalmen (IIex aquifolium ´Aureum`), die den Knotengarten und die Terrasse in der Form großer Steinvasen begrenzen.



 
Der Raum wird hauptsächlich vom Rasen gestaltet und an den Rändern von Staudenbeeten abgeschlossen. Die Bepflanzung mit Büschen und Stauden ist exquisit im Stil und Geschmack der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorgenommen worden. Gräser und andere moderne Gestaltungszutaten, die heute sehr in Mode sind, fehlen hier, was ich nicht bedauere.



 
Der gesamte Bereich endet an der hohen Gartenmauer gegenüber vom Haupthaus mit einem kleines schmiedeeisernes Tor am Ende des Hauptweges das zu einer besonderen Attraktion führt, worauf ich später noch zurückkommen werde. Jedenfalls stehen rechts und links dieses kleinen Gartentores zwei bezaubernde barocke Steinfiguren, die Gärtner darstellen könnten, jeweils mit einem Arm voller Schnittblumen.

 
  
Lindenallee mit Blickführung auf die Sonnenuhr
Was in diesem Moment auffällt, ist eine zweite Achse, die rechtwinkelig die ersten Räume scheidet und parallel zum Haus läuft. Es ergibt sich so unverhofft eine Erweiterung des Gartens, was das Ganze dann wirklich von herkömmlichen Gärten abhebt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Sonnenuhr am Ende der Sichtachse im Mai
Am linken Ende disser Achse steht eine Sonnenuhr. Dorthin führt eine Lindenallee (kastenförmiger Schnitt mit 3 Meter Pflanzabstand), die einen schmalen Sichttunnel bildet. Der Blick verlängert sich dadurch und fokussiert sich auf das Ende der schmalen Achse und die dort auf einer hüfthohen Säule aufgestellten Sonnenuhr. Rosemary Verey ergänzt diese bezaubernde Situation noch, indem sie die Lindenalle kurz vor der Sonnenuhr durch Edel-Goldregen (Laburnum watereri 'Vossii') Bögen ersetzt und so nach einer schattigen Hinführung einen goldenen Rahmen für die im Licht stehende Sonnenuhr schafft. Welch eine geniale Schöpfung!



Gartentempel mit Wasserlilienteich
Auf der rechten Seite geht diese Achse zunächst mit einem kleinen Buchshecken gesäumten Weg weiter und endet an einem blau lackierten Eisentor, das einen besonderen Raum freigibt. Und Zwar einen formalen achteckigen Wasserlilienteich und einen dahinterliegenden offenen Gartentempel mit Portikus und zwei dorischen Säulen - schlicht und elegant. Der Raum davor und um den Teich herum ist mit Natursteinen gepflastert. Eine große Birke (Betula pendula) steht hoch und aufrecht rechts vom Tempel. Ihre Äste hängen elegant über den Tempel herab und verstärken dadurch noch die introvertierte, zurückgenommene Stimmung. Ich habe noch nie zuvor eine stimmigere Pflanzung einer Birke gesehen, die nicht zu meinen Lieblingsbäumen gehört. Hier jedoch könnte ich mich nicht ihrer leicht melancholischen Eleganz entziehen.
 
Rosemary erweitert diese Stimmung noch mot dem Spiegeleffekt im Teich der die Gedanken noch weiter entführt.
 
 
 
 
 
 
 
Auf die Pflasterung zurückzukommen bedeutet auch die unzähligen verschiedenen Muster zu würdigen, die hier auf dem 5 Acres kleinen Grundstück verwendet wurden und ein ästhetisches Erlebnis sind. Große und kleine Natursteinplatten, große und kleine Kiesel integriert in Betonsteine, Backsteine in verschiedenen Farben etc. Das Begehen der kleinen Wege ist ein Erlebnis!
 
 
Der kleine Froschbrunnen ist bezaubernd, wie auch eine Bank mit grüner Rückenlehne zum Schminzeln einlädt.
 
 
 
 






Überhaupt sind auf kleinstem Raum so viele Ideen versammelt, dass sich der Besucher an den schönen Details nie satt sehen kann.



Staudenbeet mit Grasweg
Gewundener Pfad 
























Eingang Portager
Am Schluss des Rundgangs geht man dann durch das kleine Gartentor, das ich oben beschrieben habe und über einen Feldweg auf ein dahinterliegendes Grundstück, das mit einer kleinen niedrigen Natursteinmauer umgeben ist. Ein Schild weist den Weg zum Portager. Was ist das? Zunächst einmal sagt das Lexikon: Ein kunstvoll angelegter Küchengarten. Was sich dann dem Auge offenbart ist ein kleines Kunstwerk aus Formen und Farben auf einem kunstvollen formalen Muster aus den Grundformen Viereck und Kreis. Wunderschöne Backstein- und Natursteinwege bilden dieses Muster.
 
Vogelscheuche im Portager
Und Rosemary Verey geht noch in die Vertikale mit skulptural geschnittenen Buchsbuschen und einer speziellen skulpturalen Mittelfigur aus 10 säulenförmig geschnittenen Buchsbäumchen (Buxus sempervirens ´Fastigiata`) in und um das Mittelvierreck. Beim Begehen des Portager ergeben sich so immer wieder neue figürliche Perspektiven und interessante räumliche Effekte. Das Gemüse und die Kräuter wachsen in diesen kunstvoll gerahmten Beeten und zeigen noch viel mehr ihre Schönheit. Welcher Gartenfan würde nicht gerne in einem solchen kunstvollen Gemüsegarten arbeiten?


Gartentor zum Feldweg
Der Garten ist wegen seiner herausragenden Struktur und der Schönheit des Hauses immer einen Besuch wert. Sogar im Winter offenbaren sich die Schönheiten des Grundrisses des Gartens. Besonders ist der Garten natürlich im Frühsommer wenn die Staudenbeete blühen und der Goldregen die Sonnenuhr einrahmt. Ich habe den Garten am 16. August 2014 besucht.

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