Donnerstag, 26. Juni 2014

Westpark München - Design aus den 70er Jahren

Westpark München
20.04.2014
Der für eine Bundesgartenschau BUGA 1983 konzipierte Stadtpark in einem Vorort Münchens (Sendling) gilt in vielen Gartenführern als besonderes gestalterisches Ereignis und wird auch heute noch zum Besuch empfohlen.


Zunächst erwartet den Besucher von der U-Bahn Station mit dem gleichen Namen (Westpark) kommend ein riesiger grüner Stahlfächer, der als überdimensionaler Eingangsbogen das Emblem der BUGA zitiert und als Klettergitter begrünt ist. Die Größe ist immer noch beeindruckend, die Bepflanzung unauffällig zur Zeit meines Besuches.  
 
Der erste Eindruck, wenn man den Garten von der Seite her betritt, ist ein schön gestalteter, lang gezogener, talförmiger Park, der durch sich windende Wege erschlossen wird. Die Bepflanzung mit Bäumen ist nun 30 Jahre alt und somit in mittlerem Alter. Man sieht sich in einer Voralpenlandschaft und wird von einem Bayerwaldhaus, das von der BUGA übrig geblieben ist, bestätigt.


 

Der Park ist zweigeteilt durch den Mittleren Ring (Stadtautobahn), der durch eine Fußgängerbrücke überspannt wird. Ein weiteres riesiges Emblem der Bundesgartenschau, ein riesiger Strahlfächer, zeigt die Brücke weit sichtbar an.

 

 
 
Der darüber ereichbare östliche Teil besteht aus einem Stadtpark mit einem lang gestreckten schmalen See und Feuchtbiotop. Dieser Teil hat sich als Landschaftspark entwickelt, dient der Naherholung und braucht hier unter gartengestalterischen Gesichtpunkten nicht weiter erwähnt zu werden. Sehr interessant ist in diesem Bereich nur eine runde Brunnenanlage auf einem leicht erhöhten Aussichtspunkt, die sich über eine lang gestreckte, halbkreisförmige, mehrere Stufen umfassende Kaskadenanlage mit dazwischenliegenden kleinen Feuchtbiotop erstreckt und in einem informell gestalteten See darunter endet. Sowohl die Proportion der Kaskaden als auch die Bepflanzung in den Wasserbecken zwischen den Kaskaden ist sehr schön gearbeitet.

Der westliche Teil des Parkes ist der interessantere Teil. Dort stehen noch gestalterische Reste der Bundesgartenschau, wie das Theatron, das Asienensemble, die Seebühne, der Rosengarten, der Staudengarten und das Bayerwaldhaus.
Besonders fasziniert haben mich die fließenden Linien der Wegverfügung und die topographischen Unterschiede, die durch den Aushub bis mittleren Parkareals bis zu einer Tiefe von 8 m entstanden sind. Die mit den Aushub aufgeschütteten Randhügel  ergeben ein mäanderndes Tal,  das an eine ursprüngliche Voralpenlandschaft erinnert.
Darüberhinaus sind die Gartenfeatures und deren gestalterische Balance sehenswert. Das Theatron ist ein leicht abgesenktes Amphiteater, das sogar auf einem kleinen Hügel in der Erde verschwindet. Es bietet einen geschützten, besonderen Raum oben auf dem Hügel, der nur vom Himmel überspannt wird und eröffnet viele Open-Air Möglichkeiten. Auch ist der Raum der Höhe wie auch der Breit nach gut ausbalanciert und sehr schön mit Basaltsteinen geplastert.














Der in unmittelbarer Nähe liegende Aussichtsberg, ein sogenannter Schneckenberg, ein Zitat aus der barocken Gartentradition, bietet eine Aussichtsebene und ist mit einem Wildblumenrasen bewachsen, was wiederum eine Voralpenlandschaft erahnen lässt.

Der darunter liegende Rosengarten mit seinen asymmetrischen Beeten und Formen ist dem Design der 70ger Jahre verhaftet und überzeugt nicht als Ort für Rosen. Die Beetformen sind zu eigenständig bzw. willkürlich, lassen jeglichen Bezug untereinander vermissen und lassen daher Rosen nicht richtig zur Geltung kommen.

Der daneben liegende Staudengarten ist zwar besser gestaltet, aber durch seine terrassierte halbrunde Form, die zum eigentlichen Garten nicht abgeschlossen wird, zu unkonzentriert und verliert daher an Wirkung bzw. kann erst gar kein geschlossenes Bild entwickeln. Auch das mag dem typischen Design der 70ger Jahre geschuldet sein und könnte durch einige gärtnerische Änderungen schnell behoben werden. Jedoch scheint hier bereits eine Art denkmalschützerische Haltung zu bestehen, wie ich aus der begleitenden Literatur entnehmen konnte, was ich in soweit nicht teile. Gärten sind immer in Entwicklung und können und müssen geändert werden. Das ergibt sich schon aus dem Lebenszyklus von Pflanzen, wie auch aus Klimaschwankungen und auch Praktikabilitätsgründen. Zu den wenigen Ausnahmen histrorischer Gärten, die unbedingt in Ihrer Struktur und Bepflanzung erhalten werden sollten, gehört der Westpark gewiss (noch) nicht.

 


 
Die große Seebühne in der Mitte des östlichen Teils ist der Idee geschuldet, dass der Park mit Open-Air Kino und Veranstaltungen große Besucherströme zu bewältigen Hat. Die Gestaltung ist wiederum vorbildlich an einem Hügel direkt neben dem künstlichen See sehr organisch und schön vorgenommen worden.


Fast hätte ich das Asienensemble vergessen, das ein exotisches Thema mit ansprechenden Gartenbauten in den Park einbringt und ihn gestalterisch verbessert. Die Anknüpfung an das übrige Konzept Naturpark und Voralpenlandschaft ist nicht überzeugend. Was bleibt ist ein Garten im Garten, der schöne Wasserfeatures und Tempelbauten hat und als einziges Element das Besondere eines Gartens transportiert.









Am Ende meines Besuches stellte sich für mich die Frage, warum sich bei all diesen schönen Details nicht der Zauberer einstellt, der einen wirklich guten Garten ausmacht. Einen Garten zu errichten bedeutet ja immer auch ein Paradies auf Erden herbei zu träumen. Im Münchner Westpark sind die Essenzen hierzu vorhanden, aber das Gesamtergebnis ist enttäuschend. Ich glaube, dass das Besondere am Westpark schon mit dem Grundkonzept des Parks als Naherholungspark scheiterte. Die Intensität der Nutzung steht der nicht genügenden Pflege gegenüber.


 




Der Lack ist ab, wie man an der Bank aus den BUGA Zeiten sehen kann. Zusammenfassend ergibt das ein eher angegrautes Bild einer ehemaligen BUGA. Es fehlt eine intensive, tiefgründige Pflege und Weiterentwicklung des ursprünglich in Deutschland wegweisenden Parkkonzepts. Übrig geblieben ist ein vorzüglicher Naherholungspark mit spannenden Details.
Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit, wegen des hohen Baumanteils ist ein Herbstbesuch mit den bunten jahreszeitlichen Laubfarben zu empfehlen. Auch dürfte ein Besuch des Theatrons oder der Seebühne im Sommer den Reiz und die Qualität der jeweiligen Parkfeatures zeigen. 

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