19.04.2014
Einer der wenigen erhaltenen deutschen Barockgärten liegt
außerhalb Münchens, etwas abseits von den Touristenströmen und ist zwischen
mehreren Schlössern beziehungsweise Bauabschnitten einer Schlossanlage angelegt.
Der Hofgarten von Schloss Oberschleißheim.
Zentrale Front des Schlossbaus (Neues Schloss) |
Der Park verbindet das hier gezeigte Neue Schloss mit dem Schloss Lustheim
(siehe unten) und besteht hauptsächlich aus einer langen Mittelachse, die von verschiedenen
Parterres rechts und links begleitet wird.
Orientierungsplan |
Wenn man dann um die Ecke biegt, folgt die Überraschung, denn es eröffnet sich ein wunderschönes Bild des Mittelflügels und der barocken Gartenparterres.
Die Bepflanzung der Paterres mit Annuals ist an Ostern 2014, also am 19.
April, recht spärlich, jedoch ist zumindest die Hauptachse bepflanzt. Die
farblich bunte Mischung aus violett-weißen Stiefmütterchen, Blau/Lila changierenden
Vergissmeinnicht, rosa-weißen Primeln und Dunkelroten Stiefmütterchen als
Rahmenbepflanzung ist nicht überzeugend. Zumindest die kräftigen Farben des Violettes
und des Dunkelrotes gehen nicht wirklich gut miteinander.
Das interessante ist, dass der Park verschiedene Levels mit
geringen Höhlenunterschieden von einem
Meter + oder - hat und so mit breit
angelegten Wasserkaskaden oder mit abgesenkten runden Wasserbecken mit kleinen Fontänen
spielen kann.
Auch sind in einigen Parterres im mittleren Bereich, rund ca. 1 Meter tiefe abgesenkte kleinere Rasenpaterres erkennbar, die wiederum von einem Rasenoktogon und dieses von einem viereckigen Lindenlaubengang umrahmt werden und mit diesen Formen spielen. Sehr wahrscheinlich sind diese Senken ehemalige nicht mehr vorhandene Wasserbecken/Fontänen. Eine historische Forschung hierzu gibt es bestimmt, liegt mir aber nicht vor. Jedoch ergibt der Höheunterschied auch heute noch eine interessante Abwechslung.
Die Bepflanzung ist in diesem mittleren Bereich rechts und links der Hauptachse und um das Schloss Lustheim mit Hainbuchenhecken, dem oben beschriebenen Mischwald und einzelnen Lindenlaubengängen ziemlich einfach gehalten.
Jedoch besticht die Anlage immer noch durch ihre räumlich gegliederte, sehr regelmäßige Gestaltung, die Wasserspiele und die nahe dem neuen Schloss gelegenen offenen Parterres, die wunderschöne Muster aus Kies und Blumenbeeten zeigen.
Wobei wir bei der Instandhaltung des Gartens wären. Die Grundstrukturen sind noch barock und nicht von romantischen Ansätzen des 19. Jahrhunderts gestört. Jedoch fällt eine sehr spärliche Instandhaltung durch die Schlösserverwaltung auf, die nicht nur dem Frühjahr geschuldet ist, sondern auch mangelndem Ideenreichtum. Unkraut direkt an der Schlosswand fällt sehr auf, die Kieswege sind nicht richtig in Schuss, von den Mischwald Parterres ganz zu schweigen. Besonders schwierig ist der ästhetische Ansatz der Schlösserverwaltung, wenn es um die wenigen wirklichen Neuerungen geht, wie Bänke, Toiletten im neuen Schloss und die Bestuhlung des Saales im Neuen Schloss. Dankbar kann man den Wittelsbacher Bauherren sein, wie natürlich auch den damaligen Handwerkern, die die gesamte Anlage stilsicher über Jahrhunderte in ein Gesamtbild verwandelten.
Leider ist das heute nicht mehr der Fall, die grünen Parkbänke sehen sehr nach Bauhaus aus und die Toilettenanlage ist so unpassend in den Schlossmittelbau, einem barocken Hauptwerk in Deutschland, hinein "gebeamt", dass man sich eher in einem Raumschiff, oder zumindest einem ICE wähnt. Dies hat nichts mit gutem oder schlechtem Design zu tun, sondern mit totalem Versagen der zuständigen Kuratoren. Ein weiterer Stilbruch ist dann die Bestuhlung im Festsaal des Neuen Schlosses, wie gesagt einem Hauptwerk des Barock.
Diese Bestuhlung (mehrere hundert Stühle) sieht aus wie in einem Konferenzsaal eines Hotels, heller Holzrahmen (Akazie?) mit Chrom und hellblauen Sitzbezügen! Leider ist die Farbe Hellblau im gesamten Festsaal sonst nirgends vorhanden und stößt sich mit der Umgebung. Ich möchte hier keinem langweiligen Historismus oder einer gefälligen Design das Wort reden, aber diese Details stören!
Ein Besuch des Gartens ist an einem sonnigen Sommertag anzuraten, wo der weite Himmel und die weiten Parterres herrlich zusammenspielen.
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