Besuch am 30.05.2014
Die Lage des Gartens im milden Oberrheintal nahe der kleinen
Fachwerkstadt Weinheim an der Weinstraße lässt einiges erhoffen, das dann bei
Betreten des Gartens durch kleine Tore spektakulär übertroffen wird.
Blick auf den zentralen Mammutbaum von 1888 |
Um ein großes Gutshaus herum ist Anfang der 1990er Jahre ein 2.3 ha großer, moderner
Staudengarten angelegt worden, der
verschiedene Lebensbereiche von Stauden darstellt: Gehölz und Gehölzrand,
Freifläche, Steppenheide und Felsensteppe, Wasserrand, Wasser und Beet.
Natürlich bestehen weitere Untergliederungen wie zum Beispiel nach Herkunft
geordnete Pflanzengemeinschaften aus Nordamerika (Präriesteppe), Ostasien oder
nach standorttypischen Anforderungen geordnete Pflanzengemeinschaften wie zum
Beispiel Trockener Standort, Feuchtwiesen etc.
Obwohl das Konzept theoretisch anmutet, ist der Garten
keinesfalls akademisch strukturiert, sondern kommt wie ein normaler Staudengarten
daher, der verschiedene Layers hat, die man entdecken kann. Wobei wir schon bei
der Beschilderung wären, die sowohl ästhetisch als auch inhaltlich vorbildlich
ist. Viele Pflanzen werden mit kleinen grünen Labels professionell vorgestellt.
Darüber hinaus wird die jeweilige Pflanzengemeinschaft wie hier zum Beispiel die zuvor im Bild gezeigete mediterrane Pflanzung mit größeren Labels verständlich
beschrieben.
Der Rundgang durch den Garten ist immer kurvenförmig angelegt
und insgesamt kreisförmig strukturiert. Es ist ein schöner Spaziergang, der um die Villa
und durch den Garten mit altem Baumbestand (riesiger Mammutbaum, gepflanzt 1888)
führt. Ab und zu ergibt sich ein Blick hinüber zur Altstadt oder zu den Hängen
des Odenwalds.
Trotz der Vielzahl der Stauden hat der Garten genug Raum zum
Atmen. Ein großer Rasen vor dem Haus lässt Platz für eine alte Mangolie und lässt
den alten Mammuntbaum noch größer erscheinen. Hier ergibt sich mein einziger
Kritikpunkt zur Linienführung der um den Rasen herum gruppierten Beete. Wegen der Größe
des Rasens und auch der Weitläufigkeit der Staudenbeete ist kein gestalterischer
Zusammenhang zwischen Rasen und Beeten erkennbar. Eventuell könnte die Linienführung
der Rasenkanten verändert werden (kurvenreicher), verbindende Gartenelemente (Bögen, Schmuckbauten)installieren
werden, oder eine sich wiederholende
Bepflanzung mit größeren Stauden (Repetition) eingefügt werden. Dadurch könnte
eine Verknüpfung entstehen, die dem Garten gestalterische Impulse verleit,
jenseits der Staudensammlungen.
Wobei wir bei dem eigentlich Höhepunkt des Gartens wäre, den
Stauden. Der Garten will, wie die Pflanzenversuchsanstalt Weihenstephan in Bayern,
Staudenpflanzungen erforschen, Mischungen vorstellen und deren Entwicklung über
Jahre hinweg beobachten. Besonderer Wert gelegt
wird auch auf die Natürlichkeit und Ökologie
der Bepflanzung.
Mein Lieblingsbeet wegen der Farbigkeit (Silberblättrige Artischoke mit rotem Türkenmohn und rotstieligem Mangold!) und
auch wegen der verschiedenen Blattformen war in der Abteilung "Lebensbereich Beet" die Mischung „Malven-Artischocken“. Natürlich bietet jede Jahrezeit andere Eindrücke und Höhepunkte. Wegen meines frühen Besuchs Ende Mai 2014 konnte ich die Taglilien und späten Sommerstauden nur erahnen!
Ein kleines Besucherzentrum bietet umfangreiche Literatur zum Garten, insbesondere zu den vorgestellten Pflanzen. Auch gibt es Sammlungen von gärtnerischen Hinweisen (Pflegeanweisungen!) zu den verschiedenen Pflanzengemeinschaften, die für wenig Geld erhältlich sind, was den Garten wiederum von anderen Deutschen Gärten deutlich abhebt!
Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit, besonders
natürlich von Frühjahr bis Spätherbst, weil es wegen der Vielzahl der Stauden immer
etwas Blühendes zu entdecken gibt.
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