Montag, 30. Juni 2014

Schloss und Park Schönbusch, Aschaffenburg

Park Schönbusch, Aschaffenburg – Englischer Landschaftspark in seiner schönsten Gestalt,
Besuch am 30.05.2014
Am Park Schönbusch sieht man exemplarisch, wie unter einem Brennglass, Glanz und Elend von Gartenschöpfungen, das Auf und Ab über Jahrhunderte und das Dilemma der Schöpfer.

Fangen wir mit dem letzteren an: Die Schöpfer von Parks und Gärten haben eines gemeinsam: Sie erleben den Höhepunkt Ihres Gartens sehr wahrscheinlich nie, denn es braucht Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte bis ein Garten seine volle Schönheit zeigen kann. Das gilt allemal für Landschaftsparks mit vielen Bäumen. Diese brauchen mindestens 50 Jahre, um eine einigermaßen ansehnliche Gestalt zu erreichen, wenn nicht Jahrhunderte, um ein Gesamtbild zu ergeben, wie es vielleicht den Schöpfern vorschwebte. Das Tröstliche ist, dass WIR meist das Glück haben, diese ausgewachsenen Träume mit unseren eigenen Augen in unserer Zeit zu sehen.



Der Park Schönbusch zeigt gerade seine schönste Phase. Sein Schöpfer, der Fürstbischof von Mainz Friedrich Carl von Erthal, wollte in den 1770er Jahren einen Garten nach der neuesten Mode errichten, nämlich im Stile eines englischen Landschaftspark. Barocke Ideen von geradlinigen Parterres und in strenge Formen gezwungene Natur waren out. So entschloss sich der Bauherr einen romantischen Garten vor den Toren Aschaffenburgs zu errichten, jedoch mit langen Sichtachsen zu seinem in Renaissance Stil erbauten Sommerschloss in Aschaffenburg, das wunderschön in der Ferne thront. Diese Blickpunkte ziehen den Besucher aus dem Garten hinaus und gleichzeitig betonen sich den
Unterschied zu dem romantischen informellen Bild, das sich im Garten auftut.
 

Kleine Tempel, ein Aussichtsturm auf einem Hügel, eine Brücke über eine künstliche Schlucht, ein kleines Sommerschloss und ein Speisesaal (heute Konzertpavillion) im Park und andere kleine Bauten bespielen den romantischen Landschaftspark.








 


Aber zunächst zur Bepflanzung. Die eigentliche etwas ausgefallenere Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern, auch mit Exoten, wie sie zu Entstehungszeit und noch danach üblich war, verschwand über die 250 Jahre, wobei die verbliebene Bewaldung auch dem ursprünglichen Formenideal entsprechen sollte. Hohe Laubbaume (Eiche, Buche, Ahorn mit vereinzelten Fichten und Tannen) säumen heute lange Sichtachsen und mäandernde talähnliche Wiesen bis es der nächste Tempel oder Pavillion schafft, die Blicke des Spazierenden auf sich zu ziehen.
Sogar ein kleines künstliches Dorf mit Hirtenhäuschen und Miniaturbauernhof wurde errichtet, um eine ländliche Idylle, wie sie sich das späte 18. Jahrundert so vorstellte, zu errichten und evtl. sogar nachzuspielen.
 
Der Freundschaftstempel und das Philosophenhaus zählen auch zu diesen Einrichtungen, die man je nach Laune aufsuchen konnte. Als zentraler Punkt wurde mit dem Aushub der Seen ein Hügel aufgeschüttet und darauf ein Turm errichtet, der einem Leuchtturm ähnelt und als Aussichtsturm fungierte. Vom Fuß des Turmes bietet sich übrigens immer noch ein schöner Ausblick auf den Park. Daneben auf der anderen Seite des Sees liegt das kleine Sommerschloss, das im klassizistischen Stil errichtet wurde, wo in unmittelbarer Umgebung, wie zum Beispiel in Würzburg noch Rokokoformen dominierten und gebaut wurden.
Natürlich erforderte der moderne Park nach englischen Vorbildern auch einen modernen Baustil, der im Inneren des Schlosses den Besucher verzaubert. Die aufwendigen Stofftapeten wurden mit regelmäßigen Blumen- und Vogelmotiven des Klassizismus bedruckt und danach auch für den Bezug der Möbel verwendet. Diese Möbel verschwinden für die Augen des Besuchern zunächst in der Wand und erscheinen wieder bei genauem Hinschauen, wie Chamäleons. Die Qualität der Renovierung in den 1990er Jahren spricht für sich. Allein das unzerstörtes Bauwerk mit originalen Möbeln, die für diesen Ort bestimmt waren und dort die Wirren der Kriege überstanden (das nahe gelegene Aschaffenburg samt Renaicanceschloss Johannisburg wurde vollständig im 2. Weltkrieg zerstört) ist eine Reise wert.
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 







 
Der Park weißt typische Features eines englischen Landschaftsparkes auf und ist als kleine Variante durchaus mit Stourhead, dem Paradebeispiel in England, vergleichbar. So gibt es in Schönbusch auch eine romantische Steinbrücke, die einen kleinen Fluss überspannt. Ein langgestreckter künstlicher Kanal durch den Wald ergibt einen Eindruck von endloser Perspektive.


 
Die künstlich ausgehobenen Seelandschaften ergeben Spiegeleffekte mit den umliegenden Bauten und Pflanzen und kommen so ihren Vorbildern in England (z.B. Wakehurst Park) sehr nahe.

 
Im Park befinden sich auch ehemalige Wirtschaftsgebäude und eine Orangerie. Zwischen dieses Gebäuden hat ein altmodischer kleiner Garten im Garten überlebt, der mit mehreren Displays Blumenbeete zeigt, wie sie um 1900 in Parks und öffentlichen Gärten üblich waren.  Die einzelnen Beetpflanzen werden sehr schön anhand einer Bildtafel erklärt und verwendeten Pflanzen einzeln vorgestellt.

Auch ein im Original erhaltener Irrgarten zählt zu den Parkfeatures des klassischen Gartens der Goethezeit.
 

Der Park erfuhr eine frühe Erweiterung und ging eigentlich über die jetzt den Park zerschneidende Staatsstrasse 3115 bis zum Main, wo sich in alten Wirtschaftsgebäuden die Stadtgärtnerei Aschaffenburg und ein verlorener kleiner Parkteil mit einem klassizistischen Doppelpavillion befinden. Hinter diesem Pavillion, der einen verlassenen, traurigen Eindruck macht, liegt eine wunderschön plazierte Terrasse zum Main mit einem Blick zum Schloss (die Sichtachse gmüsste gepflegt werden). Leider ist die Terrasse mit zerbröckelnden Betonsteinen gepflastert, macht einen ungepflegten Eindurck, Bänke oder andere Gartenmöbel fehlen. Der moderne Verkehr hat hier seinen Tribut geforfert und unwiderbringlich die Mainidylle zerschnitten. Aber auch auf der Hauptseite des Parks ist direkt hinter der Parkgrenze in Sichtweite des kleinen Sommerschlosses, der Tempel und der Achse zum Schloss ein mindestens 50 m hoher Industrieschornstein entstanden, der zur nahen Papierfabrik PWA gehört. Der Kamin zerstört so ziemlich alles, was die Parkschöpfer mit ihren durchkomponierten Sichtachsen und Wiesentälern, Tempeln und Seen ästhetisch erreichen wollten und bringt uns ins 21. Jahrundert zurück.

Der Park hatte natürlich auch lange Strecken des Verfalls, des Niedergangs oder der Umwidmungen. Dabei ist der ergänzte alte Biergarten, wie auch im Englischen Garten in München, ein Einbau, der dem Park nicht schadet, sondern ergänzt. Die Bayerische Schlösserverwaltrung, die den Park unterhält,  bemüht sich sichtlich um eine qualitativ hochwertige Rückführung und Erhaltung.


Ein Besuch lohnt das ganze Jahr über, sogar der Winter bietet mit neuen Ausblicken, seinen speziellen Farben und kargen Formen vieles zu entdecken!

Samstag, 28. Juni 2014

Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof, Weinheim

Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof, Weinheim
Besuch am 30.05.2014
Die Lage des Gartens im milden Oberrheintal nahe der kleinen Fachwerkstadt Weinheim an der Weinstraße lässt einiges erhoffen, das dann bei Betreten des Gartens durch kleine Tore spektakulär übertroffen wird.         
Blick auf den zentralen Mammutbaum von 1888
   
Um ein großes Gutshaus herum ist Anfang der 1990er Jahre ein 2.3 ha großer, moderner Staudengarten angelegt  worden, der verschiedene Lebensbereiche von Stauden darstellt: Gehölz und Gehölzrand, Freifläche, Steppenheide und Felsensteppe, Wasserrand, Wasser und Beet. Natürlich bestehen weitere Untergliederungen wie zum Beispiel nach Herkunft geordnete Pflanzengemeinschaften aus Nordamerika (Präriesteppe), Ostasien oder nach standorttypischen Anforderungen geordnete Pflanzengemeinschaften wie zum Beispiel Trockener Standort, Feuchtwiesen etc.
 
Obwohl das Konzept theoretisch anmutet, ist der Garten keinesfalls akademisch strukturiert, sondern kommt wie ein normaler Staudengarten daher, der verschiedene Layers hat, die man entdecken kann. Wobei wir schon bei der Beschilderung wären, die sowohl ästhetisch als auch inhaltlich vorbildlich ist. Viele Pflanzen werden mit kleinen grünen Labels professionell vorgestellt.
 
 
Darüber hinaus wird die jeweilige Pflanzengemeinschaft wie hier zum Beispiel die zuvor im Bild gezeigete mediterrane Pflanzung mit größeren Labels verständlich beschrieben.
 
 
Der Rundgang durch den Garten ist immer kurvenförmig angelegt und insgesamt kreisförmig strukturiert. Es ist ein schöner Spaziergang, der um die Villa und durch den Garten mit altem Baumbestand (riesiger Mammutbaum, gepflanzt 1888) führt. Ab und zu ergibt sich ein Blick hinüber zur Altstadt oder zu den Hängen des Odenwalds.
Trotz der Vielzahl der Stauden hat der Garten genug Raum zum Atmen. Ein großer Rasen vor dem Haus lässt Platz für eine alte Mangolie und lässt den alten Mammuntbaum noch größer erscheinen. Hier ergibt sich mein einziger Kritikpunkt zur Linienführung der um den Rasen herum gruppierten Beete. Wegen der Größe des Rasens und auch der Weitläufigkeit der Staudenbeete ist kein gestalterischer Zusammenhang zwischen Rasen und Beeten erkennbar. Eventuell könnte die Linienführung der Rasenkanten verändert werden (kurvenreicher), verbindende Gartenelemente (Bögen, Schmuckbauten)installieren werden, oder eine sich wiederholende Bepflanzung mit größeren Stauden (Repetition) eingefügt werden. Dadurch könnte eine Verknüpfung entstehen, die dem Garten gestalterische Impulse verleit, jenseits der Staudensammlungen.

Wobei wir bei dem eigentlich Höhepunkt des Gartens wäre, den Stauden. Der Garten will, wie die Pflanzenversuchsanstalt Weihenstephan in Bayern, Staudenpflanzungen erforschen, Mischungen vorstellen und deren Entwicklung über Jahre hinweg beobachten.  Besonderer Wert gelegt wird auch auf die Natürlichkeit und Ökologie der Bepflanzung.

 
Mein Lieblingsbeet wegen der Farbigkeit (Silberblättrige Artischoke  mit rotem Türkenmohn und rotstieligem Mangold!) und auch wegen der verschiedenen Blattformen war in der Abteilung "Lebensbereich Beet" die Mischung „Malven-Artischocken“. Natürlich bietet jede Jahrezeit andere Eindrücke und Höhepunkte. Wegen meines frühen Besuchs Ende Mai 2014 konnte ich die Taglilien und späten Sommerstauden nur erahnen!




Auch im
Schatten-
bereich
gibt es
mit einer
Hosta
Mischung
(viele variierte
Blattfar-
ben)
 
ein bezauberndes Display, das durch das Blau-Silber der Zeder noch ergänzt wird.

Ein kleines Besucherzentrum bietet umfangreiche Literatur zum Garten, insbesondere zu den vorgestellten Pflanzen. Auch gibt es Sammlungen von gärtnerischen Hinweisen (Pflegeanweisungen!) zu den verschiedenen Pflanzengemeinschaften, die für wenig Geld erhältlich sind, was den Garten wiederum von anderen Deutschen Gärten deutlich abhebt!

Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit, besonders natürlich von Frühjahr bis Spätherbst, weil es wegen der Vielzahl der Stauden immer etwas Blühendes zu entdecken gibt.

Donnerstag, 26. Juni 2014

Westpark München - Design aus den 70er Jahren

Westpark München
20.04.2014
Der für eine Bundesgartenschau BUGA 1983 konzipierte Stadtpark in einem Vorort Münchens (Sendling) gilt in vielen Gartenführern als besonderes gestalterisches Ereignis und wird auch heute noch zum Besuch empfohlen.


Zunächst erwartet den Besucher von der U-Bahn Station mit dem gleichen Namen (Westpark) kommend ein riesiger grüner Stahlfächer, der als überdimensionaler Eingangsbogen das Emblem der BUGA zitiert und als Klettergitter begrünt ist. Die Größe ist immer noch beeindruckend, die Bepflanzung unauffällig zur Zeit meines Besuches.  
 
Der erste Eindruck, wenn man den Garten von der Seite her betritt, ist ein schön gestalteter, lang gezogener, talförmiger Park, der durch sich windende Wege erschlossen wird. Die Bepflanzung mit Bäumen ist nun 30 Jahre alt und somit in mittlerem Alter. Man sieht sich in einer Voralpenlandschaft und wird von einem Bayerwaldhaus, das von der BUGA übrig geblieben ist, bestätigt.


 

Der Park ist zweigeteilt durch den Mittleren Ring (Stadtautobahn), der durch eine Fußgängerbrücke überspannt wird. Ein weiteres riesiges Emblem der Bundesgartenschau, ein riesiger Strahlfächer, zeigt die Brücke weit sichtbar an.

 

 
 
Der darüber ereichbare östliche Teil besteht aus einem Stadtpark mit einem lang gestreckten schmalen See und Feuchtbiotop. Dieser Teil hat sich als Landschaftspark entwickelt, dient der Naherholung und braucht hier unter gartengestalterischen Gesichtpunkten nicht weiter erwähnt zu werden. Sehr interessant ist in diesem Bereich nur eine runde Brunnenanlage auf einem leicht erhöhten Aussichtspunkt, die sich über eine lang gestreckte, halbkreisförmige, mehrere Stufen umfassende Kaskadenanlage mit dazwischenliegenden kleinen Feuchtbiotop erstreckt und in einem informell gestalteten See darunter endet. Sowohl die Proportion der Kaskaden als auch die Bepflanzung in den Wasserbecken zwischen den Kaskaden ist sehr schön gearbeitet.

Der westliche Teil des Parkes ist der interessantere Teil. Dort stehen noch gestalterische Reste der Bundesgartenschau, wie das Theatron, das Asienensemble, die Seebühne, der Rosengarten, der Staudengarten und das Bayerwaldhaus.
Besonders fasziniert haben mich die fließenden Linien der Wegverfügung und die topographischen Unterschiede, die durch den Aushub bis mittleren Parkareals bis zu einer Tiefe von 8 m entstanden sind. Die mit den Aushub aufgeschütteten Randhügel  ergeben ein mäanderndes Tal,  das an eine ursprüngliche Voralpenlandschaft erinnert.
Darüberhinaus sind die Gartenfeatures und deren gestalterische Balance sehenswert. Das Theatron ist ein leicht abgesenktes Amphiteater, das sogar auf einem kleinen Hügel in der Erde verschwindet. Es bietet einen geschützten, besonderen Raum oben auf dem Hügel, der nur vom Himmel überspannt wird und eröffnet viele Open-Air Möglichkeiten. Auch ist der Raum der Höhe wie auch der Breit nach gut ausbalanciert und sehr schön mit Basaltsteinen geplastert.














Der in unmittelbarer Nähe liegende Aussichtsberg, ein sogenannter Schneckenberg, ein Zitat aus der barocken Gartentradition, bietet eine Aussichtsebene und ist mit einem Wildblumenrasen bewachsen, was wiederum eine Voralpenlandschaft erahnen lässt.

Der darunter liegende Rosengarten mit seinen asymmetrischen Beeten und Formen ist dem Design der 70ger Jahre verhaftet und überzeugt nicht als Ort für Rosen. Die Beetformen sind zu eigenständig bzw. willkürlich, lassen jeglichen Bezug untereinander vermissen und lassen daher Rosen nicht richtig zur Geltung kommen.

Der daneben liegende Staudengarten ist zwar besser gestaltet, aber durch seine terrassierte halbrunde Form, die zum eigentlichen Garten nicht abgeschlossen wird, zu unkonzentriert und verliert daher an Wirkung bzw. kann erst gar kein geschlossenes Bild entwickeln. Auch das mag dem typischen Design der 70ger Jahre geschuldet sein und könnte durch einige gärtnerische Änderungen schnell behoben werden. Jedoch scheint hier bereits eine Art denkmalschützerische Haltung zu bestehen, wie ich aus der begleitenden Literatur entnehmen konnte, was ich in soweit nicht teile. Gärten sind immer in Entwicklung und können und müssen geändert werden. Das ergibt sich schon aus dem Lebenszyklus von Pflanzen, wie auch aus Klimaschwankungen und auch Praktikabilitätsgründen. Zu den wenigen Ausnahmen histrorischer Gärten, die unbedingt in Ihrer Struktur und Bepflanzung erhalten werden sollten, gehört der Westpark gewiss (noch) nicht.

 


 
Die große Seebühne in der Mitte des östlichen Teils ist der Idee geschuldet, dass der Park mit Open-Air Kino und Veranstaltungen große Besucherströme zu bewältigen Hat. Die Gestaltung ist wiederum vorbildlich an einem Hügel direkt neben dem künstlichen See sehr organisch und schön vorgenommen worden.


Fast hätte ich das Asienensemble vergessen, das ein exotisches Thema mit ansprechenden Gartenbauten in den Park einbringt und ihn gestalterisch verbessert. Die Anknüpfung an das übrige Konzept Naturpark und Voralpenlandschaft ist nicht überzeugend. Was bleibt ist ein Garten im Garten, der schöne Wasserfeatures und Tempelbauten hat und als einziges Element das Besondere eines Gartens transportiert.









Am Ende meines Besuches stellte sich für mich die Frage, warum sich bei all diesen schönen Details nicht der Zauberer einstellt, der einen wirklich guten Garten ausmacht. Einen Garten zu errichten bedeutet ja immer auch ein Paradies auf Erden herbei zu träumen. Im Münchner Westpark sind die Essenzen hierzu vorhanden, aber das Gesamtergebnis ist enttäuschend. Ich glaube, dass das Besondere am Westpark schon mit dem Grundkonzept des Parks als Naherholungspark scheiterte. Die Intensität der Nutzung steht der nicht genügenden Pflege gegenüber.


 




Der Lack ist ab, wie man an der Bank aus den BUGA Zeiten sehen kann. Zusammenfassend ergibt das ein eher angegrautes Bild einer ehemaligen BUGA. Es fehlt eine intensive, tiefgründige Pflege und Weiterentwicklung des ursprünglich in Deutschland wegweisenden Parkkonzepts. Übrig geblieben ist ein vorzüglicher Naherholungspark mit spannenden Details.
Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit, wegen des hohen Baumanteils ist ein Herbstbesuch mit den bunten jahreszeitlichen Laubfarben zu empfehlen. Auch dürfte ein Besuch des Theatrons oder der Seebühne im Sommer den Reiz und die Qualität der jeweiligen Parkfeatures zeigen. 

Mittwoch, 25. Juni 2014

Hofgarten Schloss Oberschleißheim, München

Hofgarten Schloss Oberschleißheim
19.04.2014 
Einer der wenigen erhaltenen deutschen Barockgärten liegt außerhalb Münchens, etwas abseits von den Touristenströmen und ist zwischen mehreren Schlössern beziehungsweise Bauabschnitten einer Schlossanlage angelegt. Der Hofgarten von Schloss Oberschleißheim.
Zentrale Front des Schlossbaus (Neues Schloss)

Der Park verbindet das hier gezeigte Neue Schloss mit dem Schloss Lustheim (siehe unten) und besteht hauptsächlich aus einer langen Mittelachse, die von verschiedenen Parterres rechts und links begleitet wird.
 
Orientierungsplan
 
 

Man betritt den Garten durch unscheinbare Zugänge auf der rechten oder linken Seite des Schlossriegels. Die Wege sind nicht besonders hervorgehoben, in Schließanlage nicht besonders schön und die Beschilderung funktional wie auf einer Straße.
 
 





Wenn man dann um die Ecke biegt, folgt die Überraschung, denn es eröffnet sich ein wunderschönes Bild des Mittelflügels und der barocken Gartenparterres.
 
 
 
 
 
 
Die Bepflanzung der Paterres mit Annuals ist an Ostern 2014, also am 19. April, recht spärlich, jedoch ist zumindest die Hauptachse bepflanzt. Die farblich bunte Mischung aus violett-weißen Stiefmütterchen, Blau/Lila changierenden Vergissmeinnicht, rosa-weißen Primeln und Dunkelroten Stiefmütterchen als Rahmenbepflanzung ist nicht überzeugend. Zumindest die kräftigen Farben des Violettes und des Dunkelrotes gehen nicht wirklich gut miteinander.
 
 
 
 
Die einzig gelungene farbliche Komposition ist das Rondell vor Schloss Lustheim, das mit dunkelroten Heucheria und gelben Primula gut kontrastiert und mit grün-silberfarbenen Aloe (?) ergänzt wird.
  
 
 


 
 
 
 
 
 
 
Das interessante ist, dass der Park verschiedene Levels mit geringen Höhlenunterschieden von einem Meter + oder -  hat und so mit breit angelegten Wasserkaskaden oder mit abgesenkten runden Wasserbecken mit kleinen Fontänen spielen kann.


Auch sind in einigen Parterres im mittleren Bereich, rund ca. 1 Meter tiefe abgesenkte kleinere Rasenpaterres erkennbar, die wiederum von einem Rasenoktogon und dieses von einem viereckigen Lindenlaubengang umrahmt werden und mit diesen Formen spielen. Sehr wahrscheinlich sind diese Senken ehemalige nicht mehr vorhandene Wasserbecken/Fontänen. Eine historische Forschung hierzu gibt es bestimmt, liegt mir aber nicht vor. Jedoch ergibt der Höheunterschied auch heute noch eine interessante Abwechslung.

 
Erstaunlich ist, dass die Bepflanzung ansonsten nicht mit verschiedenen Blattfarben spielt und die mit Mischwald bepflanzten Abteile der mittleren Parterres sich selber überlassen sind. Dort wächst Mischwald aus Ahorn, Buche, Lerche, Kiefern und vereinzelt Fichte. Wenige Eichen ergänzen das Bild. Teilweise sind Büsche unterpflanzt, wie z.B. Forsythien, die das Bild noch etwas ungeordneter machen.

Die Bepflanzung ist in diesem mittleren Bereich rechts und links der Hauptachse und um das Schloss Lustheim mit Hainbuchenhecken, dem oben beschriebenen Mischwald und einzelnen Lindenlaubengängen ziemlich einfach gehalten.



Jedoch besticht die Anlage immer noch durch ihre räumlich gegliederte, sehr regelmäßige Gestaltung, die Wasserspiele und die nahe dem neuen Schloss gelegenen offenen Parterres, die wunderschöne Muster aus Kies und Blumenbeeten zeigen. 


 

Wobei wir bei der Instandhaltung des Gartens wären. Die Grundstrukturen sind noch barock und nicht von romantischen Ansätzen des 19. Jahrhunderts gestört. Jedoch fällt eine sehr spärliche Instandhaltung durch die Schlösserverwaltung auf, die nicht nur dem Frühjahr geschuldet ist, sondern auch mangelndem Ideenreichtum. Unkraut direkt an der Schlosswand fällt sehr auf, die Kieswege sind nicht richtig in Schuss, von den Mischwald Parterres ganz zu schweigen. Besonders schwierig ist der ästhetische Ansatz der Schlösserverwaltung, wenn es um die wenigen wirklichen Neuerungen geht, wie Bänke, Toiletten im neuen Schloss und die Bestuhlung des Saales im Neuen Schloss. Dankbar kann man den Wittelsbacher Bauherren sein, wie natürlich auch den damaligen Handwerkern, die die gesamte Anlage stilsicher über Jahrhunderte in ein Gesamtbild verwandelten.

Leider ist das heute nicht mehr der Fall, die grünen Parkbänke sehen sehr nach Bauhaus aus und die Toilettenanlage ist so unpassend in den Schlossmittelbau, einem barocken Hauptwerk in Deutschland, hinein "gebeamt", dass man sich eher in einem Raumschiff, oder zumindest einem ICE wähnt. Dies hat nichts mit gutem oder schlechtem Design zu tun, sondern mit totalem Versagen der zuständigen Kuratoren. Ein weiterer Stilbruch ist dann die Bestuhlung im Festsaal des Neuen Schlosses, wie gesagt einem Hauptwerk des Barock.





Diese Bestuhlung (mehrere hundert Stühle) sieht aus wie in einem Konferenzsaal eines Hotels, heller Holzrahmen (Akazie?) mit Chrom und hellblauen Sitzbezügen! Leider ist die Farbe Hellblau im gesamten Festsaal sonst nirgends vorhanden und stößt sich mit der Umgebung. Ich möchte hier keinem langweiligen Historismus oder einer gefälligen Design das Wort reden, aber diese Details stören!













Ein Besuch des Gartens ist an einem sonnigen Sommertag anzuraten, wo der weite Himmel und die weiten Parterres herrlich zusammenspielen.